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April 2019


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Cardiovascular disease burden from ambient air pollution in Europe reassessed using novel hazard ratio functions. European Heart Journal. DZHK-Autoren: Daiber, Münzel

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Trotz der heftigen Diskussion um Dieselfahrzeuge, Stickoxide und Feinstaub wird die Luftverschmutzung als Gesundheitsgefahr deutlich unterschätzt. Ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Professor Jos Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie und Professor Thomas Münzel von der Universitätsmedizin Mainz hat nun herausgefunden, dass die Luftverschmutzung die durchschnittliche Lebenserwartung der Europäer um etwa zwei Jahre verkürzt. Laut der Studie sterben weltweit rund 120 Menschen pro 100.000 Einwohner vorzeitig an den Auswirkungen der Luftverschmutzung. Der entsprechende Wert für Europa liegt bei 133 pro 100.000 Einwohner und damit über dem weltweiten Durchschnitt. In mindestens der Hälfte der Fälle sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Todesursache.

Schlechte Luftqualität, insbesondere durch Feinstaub, kann zu Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen und ist mit einem hohen Sterberisiko verbunden. In ihrer im European Heart Journal veröffentlichten Studie haben die Forscher jüngste Berechnungen der Global Burden of Disease (GBD), einer weltweiten Gesundheitsstudie, sowie ihre eigenen Werte deutlich nach oben korrigiert: Bis vor Kurzem wurde angenommen, dass die globale Sterblichkeitsrate durch Luftverschmutzung bei rund 4,5 Millionen Menschen pro Jahr liegt. Der neuberechnete Wert liegt bei 8,8 Millionen pro Jahr. Allein in Europa sterben jedes Jahr fast 800.000 Menschen vorzeitig an den Folgen der Luftverschmutzung. Zum Vergleich: Die WHO schätzt, dass die Mortalitätsrate durch Tabakrauchen 7,2 Millionen Menschen pro Jahr beträgt. Verschmutzte Außenluft wird daher heute als der größere Risikofaktor eingestuft.

Daraus folgt, dass die Luftschadstoffemissionen reduziert werden müssen. Derzeit empfiehlt die WHO 11 µg/m3, wohingegen der europäische Grenzwert für Feinstaubemissionen mit 25µg/m2 viel zu hoch ist.  Die Luftverschmutzung muss daher insbesondere von der Politik als wichtiger kardiovaskulärer Risikofaktor anerkannt werden. Denn nur Politiker können die Emissionsgrenzwerte senken, um gefährdete Menschen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu schützen.

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