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Bewegung auf Rezept für Typ-2-Diabetiker


Regelmäßige körperliche Aktivität beugt Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, steigert die Fitness und die geistige Gesundheit. |© elnariz - Fotolia


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Ärzte sollten Typ-2-Diabetes-Patienten Bewegung verordnen. Das fordern Kardiologen in einem Positionspapier der European Association of Preventive Cardiology (EAPC), an dem auch Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) beteiligt sind. Die meisten Todesfälle werden in dieser Patientengruppe durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen verursacht. Körperliche Aktivität verbessert bei Menschen mit Typ-2-Diabetes nachweislich die Herzgesundheit und senkt die Sterblichkeit.

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In ihrer Stellungnahme formulieren die DZHK-Wissenschaftler und ihre Kollegen praktische Tipps, wie Ärzte ihre Patienten motivieren können, sich mehr zu bewegen. Denn obwohl Sport erwiesenermaßen die Blutzucker-Werte und die Herzgesundheit verbessert, sind nur wenige Menschen mit Typ-2-Diabetes bereit, körperlich aktiver zu werden. Dem Patienten einfach zu raten mehr Sport zu treiben, reiche dabei nicht aus. Vielmehr bedürfe es eines individuell abgestimmten Bewegungsprogramms, das neben Begleiterkrankungen, mögliche Risiken und persönliche Vorlieben berücksichtige. Auf lange Sicht rentierten sich Investitionen in solche individuellen Sportprogramme. Deshalb sollte die Ärzteschaft an Politiker und Krankenkassen appellieren, die Kosten hierfür zu übernehmen.

Weltweit leidet jeder 11. Erwachsene an Diabetes, wobei 90 Prozent Typ-2-Diabetiker sind. Fast alle Typ-2-Diabetiker bekommen auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in dieser Gruppe für die meisten Todesfälle verantwortlich sind.

Praktikable Vorgaben

Die Autoren betonen, dass die Ziele für die Patienten erreichbar und die Erfolge messbar sein müssen. „Geeignete und spezifische Ziele wirken motivierend“, so Erstautor Dr. Hareld Kemps vom Máxima Medical Center Veldhoven in den Niederlanden. Für ältere Menschen können solche machbaren Vorsätze zum Beispiel das Treppensteigen zu Hause oder der Weg zum Supermarkt sein. Ein weiterer Anreiz sei die Aussicht, weniger Medikamente einnehmen zu müssen, wenn der Blutzuckerspiegel besser kontrolliert ist.

Für den behandelnden Arzt sind die kardiorespiratorische Fitness und die Kontrolle des Blutzuckers die beiden wichtigsten Ziele. Beides sind messbare Größen, die durch körperliches Training verbessert werden können. Außerdem senkt Sport den Blutdruck und schädliche Blutfette.

Die Gewichtsabnahme halten Kemps und seine Co-Autoren hingegen nicht für eine geeignete Zielgröße. Denn allein durch Sport Gewicht zu verlieren, sei schwierig. Und wenn der Verlust von Kilos das zentrale Ziel sei, könne das vielen Patienten die Motivation rauben.  

Sitzen unterbrechen und regelmäßig Spazierengehen

Die Intensität und Art des körperlichen Trainings müssen dabei individuell auf jeden Patienten abgestimmt sein. Ein intensives Intervalltraining, zum Beispiel der Wechsel von moderatem zu kraftvollem Gehen, ist sehr effektiv um die Fitness zu verbessern und den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren – aber zu gefährlich für Patienten, die an Herzrhythmus- oder Durchblutungsstörungen leiden.

Kemps hebt hervor, wie wirkungsvoll schon kleine Steigerungen der körperlichen Aktivität für Menschen mit Typ-2-Diabetes und Herzproblemen sind. Das Sitzen durch kurze Gehrunden zu unterbrechen, verbessere den Blutzuckerspiegel und zwei Stunden Spazierengehen pro Woche reduziere das Risiko für zukünftige Herzprobleme.



Quelle: Pressemitteilung der European Society of Cardiology

Originalarbeit: Exercise training for patients with type 2 diabetes and cardiovascular disease: What to pursue and how to do it. A Position Paper of the European Association of Preventive Cardiology (EAPC). Kemps H, Kränkel N, Dörr M, Moholdt T, Wilhelm M, Paneni F, Serratosa L, Ekker Solberg E, Hansen D, Halle M, Guazzi M; European Association of Preventive Cardiology (EAPC).
Eur J Prev Cardiol. 2019 Jan 14:2047487318820420. DOI: 10.1177/2047487318820420