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Verstärkt Fluglärm die Schäden, die durch einen Herzinfarkt entstehen?


Fluglärm führt zu einer Entzündungsreaktion und die Funktion der Gefäße ist gestört. | © m.mphoto/Adobe Stock

Copyright: T. Münzel


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Mainzer DZHK-Wissenschaftler haben diese Annahme sowohl in Mäusen als auch in Menschen bestätigt. Waren Mensch und Tier in der Vergangenheit einer Lärmbelastung ausgesetzt, heilte ein später im Leben erlittener Herzinfarkt schlechter aus.

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Bluthochdruck, Rauchen und Diabetes mellitus sind schlecht für Herz und Gefäße. Lärmwirkungsforscher und Kardiologe Prof. Thomas Münzel von der Universitätsmedizin Mainz sagt, Verkehrslärm müsse ebenso als wichtiger kardiovaskulärer Risikofaktor angesehen werden. Thomas Münzel ist Principal Investigator am DZHK und forscht seit Jahren zu den Auswirkungen von Lärm auf die Herzgesundheit. Die jüngsten Ergebnisse – veröffentlicht im Fachjournal Cardiovascular Research – weisen darauf hin, dass Verkehrslärm möglicherweise eine wesentliche Rolle spielt für die Entstehung von koronaren, ischämischen Herzerkrankungen und für den weiteren Krankheitsverlauf. Eine koronare Herzerkrankung wird verursacht, weil Herzkranzgefäße verkalken. Verschließen sich die Gefäße komplett, führt das zu einem Herzinfarkt.

Zunächst im Mausmodell fanden Professor Münzel und sein Team heraus, dass eine Fluglärmbelastung über vier Tage bei den Versuchstieren vermehrt zu Entzündungen in den Gefäßen führte. Im Vergleich zu einer Gruppe von Mäusen, die nicht dem Fluglärm ausgesetzt waren, stieg bei den lärmbelasteten Tieren die Anzahl freier Radikaler, sie hatten eine deutliche Entzündungsreaktion und die Funktion der Gefäße war gestört.

Wer Fluglärm ausgesetzt war, hat nach Herzinfarkt schlechtere Entzündungswerte

Diese experimentellen Ergebnisse konnten mit Beobachtungen in der bevölkerungsbasierten Gutenberg-Gesundheitskohortenstudie bestätigt werden. Die Erst- und Hauptautoren der Studie, Dr. Michael Molitor und Professor Philip Wenzel von der Universitätsmedizin Mainz, erläutern: "Wir haben aus unseren Studien gelernt, dass Fluglärmbelastung vor einem Herzinfarkt die nachfolgende kardiovaskuläre Entzündung erheblich verstärkt und die ischämische Herzinsuffizienz verschlimmert, die durch eine entzündungsfördernde Gefäßkonditionierung begünstigt wird. Unsere translationalen Ergebnisse zeigen, dass Menschen, die in der Vergangenheit einer Lärmbelastung ausgesetzt waren, einen schlechteren Verlauf haben, wenn sie später im Leben einen akuten Herzinfarkt erleiden". Michael Molitor und Philip Wenzel gehören beide als Wissenschaftler bzw. Principal Investigator zum DZHK-Netzwerk.

Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer, die in ihrer Vorgeschichte einen Herzinfarkt erlitten hatten, wiesen ein erhöhtes C-reaktives Protein (CRP; Hinweis für verstärkte Entzündungsreaktion) auf, wenn sie in der Vergangenheit Fluglärm ausgesetzt waren und anschließend eine Lärmbelästigungsreaktion entwickelt hatten. Weiterhin pumpte bei diesen Patienten im Vergleich zu Patienten, die nicht Fluglärm ausgesetzt waren, das Herz nach einem Herzinfarkt schlechter.

Die Studie ist die erste translationale Studie, die die Auswirkungen von Fluglärm auf den akuten Herzinfarkt untersucht.

Originalpublikation: Aircraft noise exposure induces pro-inflammatory vascular conditioning and amplifies vascular dysfunction and impairment of cardiac function after myocardial infarction. Cardiovascular Research https://doi.org/10.1093/cvr/cvad021

Quelle: Pressemitteilung Stiftung Mainzer Herz via EurekAlert