​ ​ ​ ​
Nachrichten

Zwei ERC Starting Grants gehen an DZHK-Wissenschaftler aus Berlin und München


PD Dr. Thorsten Kessler (links) und Dr. Gabriele G. Schiattarella können mit dem renommierten ERC Starting Grant ihre Forschung vorantreiben. | Foto Kessler: © Deutsches Herzzentrum München | Foto Schiattarella: © Felix Petermann, Max Delbrück Center


​ ​

Mit der finanziellen Förderung unterstützt die EU Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem frühen Stadium ihrer Karriere. Zwei von insgesamt 408 Grants gehen dieses Jahr an DZHK-Wissenschaftler: Dr. Gabriele G. Schiattarella vom DZHK-Standort Berlin untersucht die molekularen Mechanismen der Herzschwäche. PD Dr. Thorsten Kessler vom Standort München erforscht die Kommunikation zwischen Zellen bei kardiovaskulären Entzündungen.

​ ​

Die Starting Grants vergibt der Europäische Forschungsrat (European Research Council, ERC) jedes Jahr. Sie sind mit bis zu 1,5 Millionen Euro dotiert und haben eine Laufzeit von fünf Jahren.

Dr. Gabriele G. Schiattarella

geht der Frage nach, wie sich Ketonkörper – das sind Abbauprodukte des Fettstoffwechsels – auf die Herzinsuffizienz mit konservierter Auswurfleistung – kurz HFpEF (steht für: heart failure with preserved ejection fraction) – auswirken. Er erhält dafür 1,8 Millionen Euro.

Er leitet eine DZHK-geförderte Nachwuchsgruppe „Translationale Ansätze bei Herzinsuffizienz und kardiometabolischen Erkrankungen“ am Max Delbrück Center in Buch und arbeitet an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin.

HFpEF ist eine sehr häufige Form der Herzschwäche – weltweit sind mehr als 30 Millionen Menschen daran erkrankt. „In den kommenden Jahren wird sie zur häufigsten Form der Herzinsuffizienz werden“, sagt Gabriele G. Schiattarella. Dabei ist nicht die Pumpkraft des Herzens wesentlich beeinträchtigt, sondern seine Dehnbarkeit. Deshalb kann der Herzmuskel nicht genug Blut aufnehmen, um den Körper ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Die Betroffenen sind weniger belastbar, lagern Wasser in der Lunge und im übrigen Körper ein, werden kurzatmig. Über die molekularen Mechanismen der Krankheit ist wenig bekannt; Medikamente dagegen gibt es kaum.

Schiattarellas Team hat herausgefunden, dass bei Patienten mit HFpEF der Ketonspiegel im Blut erhöht ist. Ketone sind Abbauprodukte des Fettstoffwechsels. Wenn Körperzellen nicht ausreichend Glukose erhalten – etwa beim Fasten oder beim Sport –, verbrennt der Körper Fett statt Glukose. Dabei entstehen Ketone oder Ketonkörper, die die Zellen nutzen können, um ihren Energiebedarf zu decken. „Sie sind ein starker Treibstoff für den Zellstoffwechsel“, sagt Gabriele G. Schiattarella. „Die Zellen kommunizieren außerdem mit ihrer Hilfe Veränderungen in ihrem Stoffwechsel.“  

Schiattarella will untersuchen, was den Keton-Stoffwechsel bei HFpEF ankurbelt und warum. „Möglicherweise will der Körper auf diese Weise die in Mitleidenschaft gezogenen Herzmuskelzellen mit mehr Energie versorgen oder ihre Schäden kompensieren“, vermutet der Forscher. Außerdem will er klären, ob und wie Ketone, insbesondere das häufigste Keton namens ß-Hydroxybutyrat (ß-OHB), die Chromatinstruktur, Gentranskription und Signalübertragung in den Herzmuskelzellen regulieren und so beispielsweise ihre Elastizität beeinflussen. Und er will therapeutische Strategien entwickeln, um den Keton-Spiegel bei HFpEF weiter zu erhöhen – sei es durch eine angepasste Ernährung, ein spezielles Bewegungstraining oder Medikamente.

PD Dr. Thorsten Kessler

leitet eine Forschungsgruppe am Deutschen Herzzentrum München. Mit einem Starting Grant in Höhe von rund 1,5 Millionen Euro erforscht er die Kommunikation zwischen Zellen bei kardiovaskulären Entzündungen.

Ob bei einem Menschen Herzinfarkte und Koronare Herzkrankheit auftreten und wie sie verlaufen, wird von einer Vielzahl an Faktoren beeinflusst. Dazu gehören etwa Veränderungen in verschiedenen Zelltypen, darunter Herzmuskel-, Gefäß- und Blutzellen, die intensiv erforscht werden. Im Projekt MATRICARD konzentriert sich Thorsten Kessler dagegen auf die sogenannte extrazelluläre Matrix (EZM). Der Begriff bezeichnet das Gerüst, in dem die Zellen angeordnet sind. Seit einigen Jahren ist klar, dass die EZM nicht nur Stützgerüst ist, sondern eine Rolle für die Kommunikation zwischen den Zellen spielt. Kessler und sein Team konnten bereits herausfinden, dass Proteine in der EZM das Verhalten der angrenzenden Zellen beeinflussen können, beispielsweise Entzündungsreaktionen. Jetzt wollen die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen die molekularen Mechanismen in der EZM noch genauer analysieren und Ansatzpunkte für neue Medikamente gegen Herz- und Gefäßerkrankungen identifizieren.

Quellen:
Pressemitteilung Max Delbrück Center (MDC)
Pressemitteilung Charité – Universitätsmedizin Berlin
Pressemitteilung Technische Universität München (TUM)