​ ​ ​ ​
Pressemitteilungen

Schwere COVID-19 Erkrankung häufig von Herzrhythmusstörungen begleitet


Erstautorin Dr. Maura Zylla untersuchte, wie häufig Herzrhythmusstörungen bei COVID-19-Patienten im Krankenhaus auftreten. | © Universitätsklinikum Heidelberg


​ ​

Herzrhythmusstörungen waren bei COVID-19-Patienten, die im Krankenhaus behandelt wurden, das häufigste Herz-Kreislauf-Problem. Das zeigt eine Auswertung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf Forschung (DZHK) an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie des Universitätsklinikums Heidelberg. Herzrhythmusstörungen im Krankheitsverlauf waren assoziiert mit längeren Krankenhausaufenthalten und einer häufigeren Notwendigkeit künstlicher Beatmung. Herzrhythmusstörungen könnten daher auf einen schwereren COVID-19-Verlauf hindeuten.

​ ​

Erstautorin Dr. Maura Zylla aus der Arbeitsgruppe von Professor Dierk Thomas hat die Daten von 166 Patienten aus acht Kliniken ausgewertet, die zwischen März und Juni 2020 aufgrund einer SARS-CoV2-Infektion im Krankenhaus behandelt wurden. „Unser Forschungsschwerpunkt sind Herzrhythmusstörungen und obwohl bereits in der ersten Welle untersucht wurde, wie sich COVID-19 auf Herz und Kreislauf auswirkt, gab es zu diesem Aspekt nur wenig Daten“, so Zylla.

Die Studie ergab, dass 20,5 Prozent der untersuchten Patientinnen und Patienten Herzrhythmusstörungen im Rahmen des Krankenhausaufenthaltes zeigten, in den meisten Fällen war es Vorhofflimmern. Der unregelmäßige Herzschlag trat häufiger auf als andere Herz-Kreislauf-Ereignisse bei COVID-19-Patienten, etwa Herzmuskelentzündungen oder Herzinfarkte. Bei 10 Prozent der erfassten Patienten kam das Herz während des Krankenhausaufenthalts zum ersten Mal aus dem Takt. Waren die Patienten älter oder am Herzen vorerkrankt, erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für Herzrhythmusstörungen.

Möglicher Hinweis auf Risikogruppe

Um zu untersuchen, ob ein ungleichmäßiger Herzrhythmus für den Verlauf von COVID-19 relevant sein könnte, analysierte Zylla, wie lange die Patienten im Krankenhaus waren, ob sie auf einer Intensiv- oder Überwachungsstation lagen, künstlich beatmet wurden und wie viele Patienten aus diesem Kollektiv mit COVID-19 verstarben.

Das Vorliegen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung war generell mit einer erhöhten Sterblichkeit verknüpft. Im Hinblick auf Herzrhythmusstörungen zeigte sich eine statistische Häufung längerer Krankenhausaufenthalte und künstlicher Beatmung. Auch Marker für Entzündungen und Herzmuskelschäden waren im Blut der COVID-19-Patienten mit Rhythmusstörungen erhöht. „Diese statistischen Analysen zeigen Korrelationen auf. Man kann daraus keine ursächlichen Zusammenhänge ableiten, etwa dass Arrhythmien einen schweren Verlauf verursachen“, erklärt die Heidelberger Kardiologin. „Diese Zusammenhänge müssen jetzt in größeren prospektiven Studien untersucht werden.“ Die Ergebnisse zeigten aber, wie wichtig es sei, dass Herzrhythmusstörungen bei COVID-19 stärker ins Bewusstsein rückten, weil sie vor einem schweren Verlauf warnen könnten.



Originalarbeit: Predictors and Prognostic Implications of Cardiac Arrhythmias in Patients Hospitalized for COVID-19. Zylla MM, Merle U, Vey JA, Korosoglou G, Hofmann E, Müller M, Herth F, Schmidt W, Blessing E, Göggelmann C, Weidner N, Fiedler MO, Weigand MA, Kälble F, Morath C, Leiner J, Kieser M, Katus HA, Thomas D. J Clin Med. 2021 Jan 2;10(1):133.
DOI: 10.3390/jcm10010133

Wissenschaftler Ansprechpartner: Dr. med. Maura Magdalena Zylla, Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg, maura.zylla(at)med.uni-heidelberg.de

Kontakt: Christine Vollgraf, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Tel.: 030 3465 529 02, presse(at)dzhk.de