Daten aus Zell- und Tierexperimenten deuten laut mehreren Berichten darauf hin, dass ACE-Hemmer und Sartane potenziell eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus fördern könnten. „Für die – auch in einem renommierten Fachjournal – formulierte Hypothese, Patienten könnten aufgrund der Einnahme von ACE-Hemmern und Sartanen eine schlechtere Prognose bei einer SARS-CoV-2-Infektion haben, fehlt es aber bislang an klinischer Evidenz“, so Professor Thomas Eschenhagen, Vorstandsprecher des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und Direktor des Instituts für Experimentelle Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). So sieht es auch die Fachgesellschaft für Kardiologie DGK: „Es gibt zurzeit keine eindeutigen Hinweise dafür, dass die Gabe von ACE-Hemmstoffen oder Sartanen mit einer erhöhten Sterblichkeit oder Anfälligkeit für Lungenkomplikationen nach SARS-CoV-2 assoziiert ist.“
Herzinfarkte und Schlaganfälle sind das größere Risiko
Hingegen wirken ACE-Hemmer und Sartane bei Bluthochdruck und Herzinsuffizienz, indem sie die Sterblichkeit und die Wahrscheinlichkeit für Krankenhauseinweisungen senken. Das zeigen viele Studien. Die Deutsche Herzstiftung warnt Patienten deshalb ausdrücklich davor, ohne Rücksprache mit dem Arzt Herzmedikamente wie ACE-Hemmer und Sartane abzusetzen oder die Dosierung zu ändern. „Die lebensbedrohlichen Risiken durch Herzinfarkte und Schlaganfälle im Falle eines plötzlichen Absetzens dieser Herzmedikamente überwiegen deutlich gegenüber den nur auf Basis von Hypothesen vermuteten Vorteilen einer Vermeidung von ACE2 und seiner Wirkung bei einer SARS-CoV-2-Infektion“, betont der Kardiologe und Pharmakologe Prof. Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung
Wieso wird ein ungünstiger Einfluss vermutet?
Aus der SARS-Pandemie 2002/2003 ist bekannt, dass das damalige SARS-Coronavirus das Angiotensin-Konversionsenzym ACE2 als sogenannten Rezeptor und damit als Eintrittspforte in die menschlichen Zellen nutzt. Den Berichten zufolge erhöhen ACE-Hemmer und Sartane die Aktivität von ACE2 im Herzen und könnten dadurch potenziell eine COVID-19-Infektion fördern. „Ob aber ACE2 auch wirklich der Rezeptor für die neue Coronavirus-Variante SARS-CoV-2/COVID-19 ist, ist nach derzeitigem wissenschaftlichen Kenntnisstand noch nicht klar“, sagt Prof. Dr. med. Thomas Eschenhagen, Vorstandsprecher des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK).
Erhöhte Anfälligkeit für Herz-Kreislauf-Patienten
Nach Angaben der DGK sind Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen und insbesondere mit Herzschwäche, Diabetes oder der Kombination von beidem anfälliger für Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 und versterben nach einer solchen Infektion auch häufiger. „Umso mehr ist gerade für diese Patientengruppe die konsequente Einnahme ihrer Herzmedikamente wichtig, um ihr Herz im Falle einer Infektion mit COVID-19 oder einer anderen viralen oder bakteriellen Infektion nicht zusätzlich zu gefährden“, so Meinertz.
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Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Herzstiftung