Mit 4,5 Millionen Euro will die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Wissenschaftler des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) und der Universitätsmedizin Mainz fördern, um durch eine verbesserte Diagnose von Herzrhythmusstörungen die Therapie von Schlaganfallpatienten zu optimieren und neue Schlaganfälle zu verhindern. In den kommenden fünf Jahren werden über 5.000 Patienten an 50 Zentren in ganz Deutschland an der Studie "Find-AF 2" (Finding Atrial Fibrillation in Stroke Patients 2) teilnehmen. Diese Studie ist damit nach Fördersumme und Patientenzahl eine der größten jemals von der DFG geförderten wissenschaftlichen Untersuchungen.
Vorhofflimmern gilt als die häufigste Herzrhythmusstörung des Menschen und auch als eine der häufigsten Ursachen für Schlaganfälle, vor allem bei älteren Patienten. "Problematisch ist, dass Vorhofflimmern oft nur kurzfristig und unregelmäßig auftritt und dadurch nicht entdeckt wird", sagt Studienleiter Prof. Dr. Rolf Wachter von der Klinik und Poliklinik für Kardiologie am UKL. Seit 2008 arbeitet er interdisziplinär mit seinem neurologischen Kooperationspartner Prof. Dr. Klaus Gröschel von der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universitätsmedizin Mainz an der Frage, ob Schlaganfallpatienten intensiver auf die Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern untersucht werden sollten.
"Aus einer Vorläuferstudie mit 400 Schlaganfallpatienten wussten wir bereits, dass wir durch eine verlängerte Untersuchung mittels EKG bei etwa jedem Siebenten ein Vorhofflimmern finden können, welches normalerweise nicht entdeckt worden wäre", sagt Prof. Gröschel, "das ist sehr wichtig, denn wir haben Medikamente, um bei diesen Patienten das Risiko für einen erneuten Schlaganfall um zirka 40 Prozent zu senken."
Ziel: 15.000 Schlaganfälle pro Jahr verhindern
Allerdings blieb bisher immer offen, ob es dann tatsächlich auch zu keinem weiteren "Schlag" gekommen war. "Uns fehlt aktuell noch der Nachweis, dass die Behandlung von Patienten, bei denen durch diese intensive Suche ein Vorhofflimmern gefunden wird, auch wirklich einen erneuten Schlaganfall verhindert", erläutert Prof. Wachter. "Denn jene Patienten sind in bisherigen Studien mit Medikamenten zur Blutverdünnung nicht untersucht worden."
Diese Wissenslücke soll nun mit "Find-AF 2" geschlossen werden. "Wir vermuten, dass wir mit unserer neuen Strategie etwa 15.000 Schlaganfälle pro Jahr in Deutschland vermeiden können", so der Leipziger Professor für Klinische und Interventionelle Kardiologie.
5200 Patienten mit Schlaganfall innerhalb der letzten 30 Tage werden im Rahmen der Studie an 50 Standorten in Deutschland entweder mit der aktuellen Standarddiagnostik oder mit einem intensivierten und verlängerten Herzrhythmus-Monitoring versorgt. Letzteres sieht ein Langzeit-EKG über zehn Tage vor, das jährlich wiederholt wird. Patienten mit sehr hohem Vorhofflimmerrisiko erhalten dieses Monitoring sogar dauerhaft mit einem implantierbaren Ereignisrekorder. Alle Daten werden zentral in einem spezialisierten Labor in Leipzig analysiert und dann deutschlandweit den Studienzentren zur Verfügung gestellt.
"Diese Studie ist ein großer Erfolg für die Zusammenarbeit von Kardiologen und Neurologen in Deutschland, wir sind stolz, dass diese Studie durch die Kardiologie am Universitätsklinikum Leipzig geleitet wird", freut sich Prof. Christoph Josten, Medizinischer Vorstand des UKL. Mit der Fördersumme von 4,5 Millionen Euro werden nun die ersten drei Jahre der Studie finanziert, insgesamt soll die Studie etwa sechs Jahre dauern.
Quelle: Pressemitteilung Universitätsklinikum Leipzig, 19.11.2019