Herzkreislauferkrankungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Allerdings verlaufen Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche oder die koronare Herzerkrankung oft unterschiedlich je nach Geschlecht, und auch die Ursachen unterscheiden sich.
„In großen Bevölkerungsstudien haben wir kürzlich zum ersten Mal ein Gen identifiziert, das bei Frauen mit einem deutlich höheren Risiko für eine koronare Herzerkrankung vergesellschaftet ist, als bei Männern“, sagt Jeanette Erdmann. „Dieser Befund könnte uns erstmalig helfen, die Ursachen der Geschlechterunterschiede zu verstehen“.
Gemeinsam mit den BIH-Wissenschaftlerinnen Dr. Teresa Gerhardt und Dr. Elisabeth Strässler will Erdmann das Gen mittels der Genschere CRISPR/Cas in induzierten pluripotenten Stammzellen von Männern und Frauen ausschalten. Die so veränderten Stammzellen wollen die Forscherinnen im Labor zu zwei Zelltypen der Blutgefäße heranreifen lassen – den glatten Gefäßmuskelzellen und den Endothelzellen. Mit verschiedenen Experimenten wollen sie anschließend herausfinden, ob weibliche und männliche Zellen unterschiedlich auf das Ausschalten des Gens reagieren und hoffen, so Hinweise auf den krankmachenden Mechanismus des Gens zu finden.
Der „BIH Excellence Award for Sex and Gender Aspects in Health Research 2021“ würdigt herausragende Forschungsleistungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Biomedizin, die das Geschlecht oder geschlechtsspezifische Aspekte in ihre Forschung einbeziehen. Die Gewinner erhalten jeweils 25.0000 € für ein gemeinsames Forschungsprojekt mit BIH-Partnern.
Jeanette Erdmann ist seit 2012 Professorin am Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) und leitet das Institut für Kardiogenetik an der Universität zu Lübeck. Im Juli 2021 wurde sie aufgrund ihrer herausragenden Arbeiten auf dem Gebiet der Kardiogenetik in die Leopoldina, der nationalen Akademie der Wissenschaften, aufgenommen.