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Drei Heidelberger Nachwuchswissenschaftler ausgezeichnet



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Gleich drei DZHK-Nachwuchswissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg sind den molukularen Ursachen von Herzerkrankungen auf der Spur und wurden dafür mehrfach und hochdotiert ausgezeichnet.

Chronische Herzschwäche ist bis heute nicht heilbar, unabhängig davon, ob Veränderungen im Erbgut oder jahrelang unbehandelter Bluthochdruck die Ursachen sind. Neue und gezielt wirksame Therapiekonzepte können erst dann entwickelt werden, wenn die molekularen Abläufe hinter der Herzerkrankung verstanden sind. Daran arbeiten die Forscherteams der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie (Ärztlicher Direktor und Principal Investigator des DZHK: Prof. Dr. Hugo Katus) am Universitätsklinikum Heidelberg mit Erfolg: Gleich drei DZHK-Nachwuchswissenschaftler sind aktuell für ihre Arbeiten mit zum Teil hochdotierten Stipendien ausgezeichnet worden.


Emmy Noether-Nachwuchsgruppe wird mit 1,5 Millionen Euro gefördert

Wie unterscheiden sich gesundes und krankhaftes Herzwachstum auf molekularer Ebene? Dieser Frage geht Dr. Mirko Völkers nach und wird dabei von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) durch das Emmy Noether-Programm gefördert. In den kommenden fünf Jahren stehen ihm insgesamt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung, um mit einer Nachwuchs-Forschergruppe zentrale Mechanismen der krankhaften Verdickung des Herzmuskels (Myokardhypertrophie) aufzuklären und erste therapeutische Ansätze zu entwickeln.

Dauerhafter Bluthochdruck sowie Engstellen an Herzklappen oder Aorta bedeuten Schwerstarbeit für das Herz. Es kompensiert diese Belastung durch übermäßiges Muskelwachstum, das – da die Durchblutung nicht in gleichem Maß zunimmt – die Herzzellen auf lange Sicht schwächt und absterben lässt. Chronische Herzschwäche bis hin zum Herz-versagen sind die Folgen. Anders beim sportlich geforderten Herz: Auch Ausdauertraining fördert das Herzwachstum. In diesem Fall wird das Herz leistungsfähiger. Bei beiden Wachstumsprozessen spielt das Protein mTORC1 (mechanistic Target of Rapamycin Complex 1) eine entscheidende Rolle. Es wird aktiviert, sobald das Herz stärkerer Belastung ausgesetzt ist und sorgt über einen speziellen Mechanismen dafür, dass die Herzmuskelzellen in kurzer Zeit mehr Eiweiße und damit Material für ihr Wachstum bilden können.

„Wir wissen allerdings noch nicht, welche Signale und Faktoren die Richtung dieses Wachstumsprozesses beeinflussen und schließlich entscheiden, ob am Ende eine Herzschwäche oder ein Sportlerherz dabei herauskommt“, erklärt Völkers. Ziel der Emmy Noether-Nachwuchsgruppe ist es daher u.a., die Signalketten um das Wachstumsprotein mTORC1 weiter aufzuklären. Darüber hinaus wollen sie einen Gegenspieler von mTORC1, das Protein PRAS40 (Proline-Rich-AKT-Substrate of 40 Kilo-Dalton) genauer unter die Lupe nehmen. Es hemmt das Wachstumsprotein und lässt sich eventuell therapeutisch nutzen.

50.000 Euro für die Erforschung chemischer Veränderungen am Erbgut

Assistenzarzt Dr. Farbod Sedaghat-Hamedani dagegen erforscht chemische Veränderungen am Erbgut, die das Herz schwächen. Dafür erhält er ein Stipendium der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. über insgesamt 50.000 Euro. Im Fokus des geförderten Projekts steht die dilative Kardiomyopathie (DCM), eine Erkrankung, bei der sich das Herz aufweitet und seine Pumpkraft einbüßt. Die DCM ist die Hauptursache für Herztransplantationen bei Patienten unter 55 Jahren. Bei rund 30 bis 40 Prozent der Patienten ist die chronische Erkrankung vererbt: Bei ihnen sind einzelne Bausteine im Erbgut falsch angeordnet. Häufig lassen sich Entstehung und individueller Verlauf der DCM allerdings nicht allein durch diese Gendefekte erklären; bei einem Großteil der Patienten bleibt die Ursache außerdem unklar.

„Wahrscheinlich haben chemische Veränderungen an eigentlich intakten Genen einen wichtigen Einfluss“, so Sedaghat-Hamedani. Diese sogenannten Methylierungen können vererbt werden, sich aber auch durch Umwelteinflüsse, z.B. Stress, verändern und dann Gene blockieren oder überaktivieren. Den Einfluss dieser Methylierungen auf Entstehung und Verlauf einer DCM will Sedaghat-Hamedani nun mit Hilfe hochauflösender Analysemethoden untersuchen. Die Forschungsergebnisse könnten in Zukunft die Diagnose erleichtern, Vorhersagen zum weiteren Krankheitsverlauf zulassen und damit letztlich auch die Therapie verbessern.

Varianten der Erbinformation erhöhen Risiko einer Herzerkrankung

Mit den genetischen Ursachen der DCM beschäftigt sich auch Dr. Elham Kayvanpour. Sie konnte für ihre weitere Arbeit eine Anschubfinanzierung der Dres. Majic/Majic-Schlez-Stiftung der medizinischen Fakultät Heidelberg über 6.000 Euro einwerben. Die Assistenzärztin erforscht, wie sich Variationen in bestimmten Abschnitten der Erbinformation auf das Risiko, eine DCM zu entwickeln, auswirken. Die Analyse des Erbguts von Patienten mit dilativer Kardiomyopathie ergab, dass bei ihnen bestimmte Genvarianten häufiger vorkommen als bei gesunden Kontrollpersonen. „Wir gehen daher davon aus, dass diese genetischen Abweichungen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden sind. Warum das so ist, wurde bisher noch nicht genau erforscht“, so Kayvanpour. Sie will nun die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen untersuchen und herausfinden, ob bestimmte Signalwege in den Herzzellen durch diese minimalen Abweichungen beeinflusst werden. Ihre Ergebnisse könnten ebenfalls dazu beitragen, die DCM besser diagnostizieren und entsprechende, individuell passende Therapien einleiten zu können.

Ansprechpartner:
Farbod Sedaghat-Hamedani

Elham Kayvanpour

Dr. Mirko Völkers

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang


Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 12.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit ca. 1.900 Betten werden jährlich rund 66.000 Patienten voll- bzw. teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.500 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.


Weitere Informationen:

Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie, Universitätsklinikum Heidelberg
Dr. Farbod Sedaghat-Hamedani und Dr. Elham Kayvanpour, AG Meder

AG Dr. Mirko Völkers