Herzinfarkt

Die Zahl der durch einen akuten Herzinfarkt verursachten Todesfälle ist rückläufig, unter anderem wegen der guten Notfallversorgung: Seit dem Jahr 2000 hat sich die Zahl der Infarkttoten etwa halbiert.[1] Trotzdem waren akuter Herzinfarkt und die chronische ischämische Herzkrankheit zusammengenommen 2023 die häufigste Todesursache in Deutschland.[2] Insgesamt sterben Männer häufiger daran als Frauen. Frauen haben jedoch im ersten Jahr nach einem Herzinfarkt ein 1,5-mal höheres Risiko als Männer, an den Folgen zu sterben. Ein Grund dafür ist oftmals die von Männern verschiedene Symptomatik wie Übelkeit oder Rückenschmerzen, die zu einer falschen oder verspäteten Diagnose führen. Insgesamt erleiden Frauen seltener einen Herzinfarkt als Männer.

Krankheitsbild

Ein Herzinfarkt entsteht, wenn der Herzmuskel nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt wird. Wird die Durchblutung nicht innerhalb weniger Stunden wiederhergestellt, stirbt ein Teil des Herzmuskelgewebes ab. Ein Herzinfarkt macht sich durch länger als fünf Minuten anhaltende starke Schmerzen im Brustbereich bemerkbar, die oft in Arme, Rücken oder Oberbauch ausstrahlen. Bei Frauen können die Symptome oftmals erheblich anders und unspezifisch sein, wie Übelkeit, Atemnot oder Rückenschmerzen. Typische Anzeichen sind zudem ein heftiges Engegefühl in der Brust, kalter Schweiß und Blässe. Viele Patienten verspüren auch Angst.

Die Auswirkungen des Infarkts hängen von seiner Größe und Lokalisation ab. Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen, die in Kammerflimmern und plötzlichen Herztod übergehen können, sind häufig. Etwa 30–50 Prozent der Patienten mit akutem Infarkt sterben vor Erreichen des Krankenhauses, ca. 4–6 Prozent im Verlauf der stationären Behandlung.[3] Langfristig kann es durch Narbenbildung zu einer Herzmuskelschwäche kommen. Auch Aneurysmen, Einrisse der Herzwand oder Entzündungen des Herzbeutels sind mögliche Folgen.

Ursache

Bei einem Herzinfarkt sind ein oder mehrere Blutgefäße des Herzens (Herzkranzgefäße) akut stark verengt oder verschlossen. In den meisten Fällen ist eine koronare Herzkrankheit (KHK) die Ursache. Hierbei führen Ablagerungen an den Gefäßwänden zu einem Verschluss. Diese Plaques reißen auf, und Blutplättchen lagern sich an, wodurch ein Blutgerinnsel entsteht. Seltener sind andere Ursachen wie Verkrampfungen der Herzkranzgefäße.

Diagnose

Ein Herzinfarkt ist ein akuter Notfall. Bei Verdacht auf einen Infarkt sollte sofort die Notfallnummer 112 angerufen bzw. eine Notaufnahme, idealerweise eine spezialisierte Brustschmerzambulanz (Chest Pain Unit) aufgesucht werden. Insbesondere ältere Frauen sollten auf Symptome wie Übelkeit und Rückenschmerzen achten. Denn bei ihnen dauert es laut aktuellen Studienergebnissen am längsten, bis sie nach den ersten Anzeichen in eine Notaufnahme gelangen. Dadurch geht wertvolle Zeit verloren, um die Schäden am Herzmuskel einzugrenzen. In der Notaufnahme wird zunächst ein Elektrokardiogramm (EKG) durchgeführt. In einigen Fällen reicht dies zur Diagnose schon aus, durch zusätzliche Überprüfung von Blutwerten kann die Verdachtsdiagnose Herzinfarkt mit annähernd 100%iger Sicherheit gestellt werden. Ein entscheidender Biomarker ist Troponin, dessen Anstieg auf einen Herzinfarkt hindeutet.

Therapie

Um weitere Schäden am Herzmuskel zu verhindern, wird die verstopfte Arterie so schnell wie möglich mit einem Herzkatheter geweitet und ein Stent eingesetzt, der das Gefäß offenhält. Diese Prozedur sollte idealerweise innerhalb von 90 Minuten nach Symptombeginn und 30 Minuten nach Eintreffen im Krankenhaus („door-to-balloon time“) durchgeführt werden. Ist keine Herzkatheterabteilung verfügbar, wird eine medikamentöse Auflösung des Blutgerinnsels durchgeführt, bevor der Patient in ein spezialisiertes Zentrum verlegt wird.

Nachsorge

Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus müssen Patienten weiterhin Medikamente einnehmen, um das Risiko eines erneuten Infarkts zu minimieren. Dazu gehören Aspirin zur Hemmung der Blutplättchen, Cholesterinsenker (Statine) sowie ACE-Hemmer und ggf. Betablocker. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind entscheidend, ebenso wie Lebensstiländerungen. Bewegungstherapie und eine herzgesunde Ernährung tragen wesentlich zur Erholung und Vorbeugung weiterer Herzereignisse bei. Viele Patienten haben noch Jahre nach einem Herzinfarkt ein erhöhtes Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen. In schweren Fällen wird ein Defibrillator implantiert, der bei lebensbedrohlichen Arrhythmien Stromstöße abgibt, um den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen.


[1] Deutscher Herzbericht Update 2024, S. 39 https://epaper.herzstiftung.de/#0
[2] Statistisches Bundesamt https://www-genesis.destatis.de/genesis
[3] Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege, https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-50444-4_50

 

 

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