Herzschwäche
Rund vier Millionen Menschen in Deutschland leiden an Herzschwäche und sind dadurch massiv in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Die Anzahl der Todesfälle durch Herzschwäche sinkt zwar seit 1990 kontinuierlich, aber die Erkrankungshäufigkeit nimmt stetig zu. So ist die Herzschwäche in Deutschland die häufigste Ursache für einen stationären Krankenhausaufenthalt: 2020 hatten 442 Patienten pro 100.000 Einwohner eine so schwere Herzinsuffizienz, dass sie in einem Krankenhaus aufgenommen wurden. Frauen sind dabei seltener betroffen als Männer. Gegenüber 2019 haben sich die Krankenhausaufenthalte zwar um rund 13 Prozent verringert – allerdings vor dem Hintergrund, dass 2019 die Hospitalisierungsrate einen neuen Höchststand erreicht hatte und im Pandemiejahr 2020 insbesondere planbare kardiologische Eingriffe zurückgingen.
Krankheitsbild
Wenn das Herz den Körper nicht mehr mit ausreichend sauerstoffreichem Blut versorgen kann, liegt eine Herzschwäche vor. Bei einer systolischen Herzschwäche liegt das daran, dass die Pumpkraft des Herzens eingeschränkt ist. Bei einer diastolischen Herzschwäche bleibt diese erhalten, aber die linke Herzkammer ist steif und wird nicht adäquat mit Blut gefüllt. Betroffene leiden bei beiden Formen unter Atemnot, fühlen sich schwach und sind nicht mehr so belastbar. Auch Flüssigkeitseinlagerungen in der Lunge und z. B. in den Armen und Beinen treten auf, da sich das Blut in den Venen und der Lunge staut. Ebenso kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Eine Herzschwäche verschlimmert sich zunehmend und wird in verschiedene Stadien eingeteilt.
Ursache
Herzschwäche ist die Folge anderer Erkrankungen. Einer systolischen Herzschwäche gehen am häufigsten eine koronare Herzkrankheit (verengte Herzkranzgefäße) und Bluthochdruck voraus. Aber auch Herzmuskelerkrankungen, Herzklappenfehler oder chronische Lungenerkrankungen können ihr zugrunde liegen. Die diastolische Herzschwäche hat ebenfalls unterschiedliche Ursachen, dazu gehören eine Entzündung oder eine Verdickung des Herzmuskels. Begleitend treten bei ihr häufig Bluthochdruck, Diabetes, Vorhofflimmern und Übergewicht auf.
Schwache Herzen individuell behandeln | SYNERGIE-Magazin Ausgabe #2-2021
Am DZHK wird erforscht, wie sich kranke Herzen auf molekularer Ebene unterscheiden. Das soll neue Therapien ermöglichen. Artikel lesen
Therapie
Bereits in frühen Stadien wird die systolische Herzschwäche mit Medikamenten behandelt, z. B. mit ACE-Hemmern, Diuretika oder Betablockern. Sie sollen die Symptome reduzieren, Krankenhausaufenthalte verhindern und die Überlebensrate verbessern. Bei einer diastolischen Herzschwäche sind diese Arzneimittel wirkungslos, hier hängt die Medikation von den Begleiterkrankungen ab. Neue Studien belegen, dass Patienten mit einer systolischen Herzinsuffizienz von einem regel-mäßigen körperlichen Training mit moderater Intensität profitieren. Sie werden belastbarer und es kommt zu weniger erneuten Klinikaufenthalten. Moderat bedeutet dabei ca. hundert Schritte pro Minute oder 3.000 Schritte in 30 Minuten. Ein abgestimmtes körperliches Training hilft auch Patienten mit einer diastolischen Herzschwäche ihre Leistungsfähigkeit und ihr Wohlbefinden zu steigern.
Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten, kann die Implantation eines Schrittmachers nötig werden, um asynchrone Kontraktionen des Herzens zu verhindern. Zum Schutz vor lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen kann es außerdem erforderlich sein, einen Defibrillator oder Kardioverter zu implantieren. Diese kleinen Geräte geben Stromstöße ab, um die gefährlichen Herzrhythmusstörungen wieder zu beenden. Im letzten Stadium spricht man von einer terminalen Herzinsuffizienz. Das Herz ist so stark geschädigt, dass es auch in Ruhe nicht mehr in der Lage ist, ausreichend sauerstoffreiches Blut durch den Körper zu pumpen. Bereits ohne dass sie sich körperlich anstrengen, verspüren die Betroffenen Atemnot, sind schwach, nicht belastbar und bettlägerig. Für viele ist eine Herztransplantation die einzige Chance, langfristig zu überleben. Die Wartelisten für eine Transplantation sind jedoch lang, im Durchschnitt warten die Patienten 17 Monate bis zur Transplantation. Zur Überbrückung der Wartezeit und zunehmend auch als dauerhafte Lösung pflanzen die Ärzte ein Herz-Kreislaufunterstützungssystem (Ventricular Assist Device, VAD) ein. Das DZHK führt dazu die Studie VAD-DZHK3 durch.
Weitere Informationen zur Herzschwäche finden Sie auf folgenden Seiten:
Deutsche Herzstiftung
http://www.herzstiftung.de/herzinsuffizienz.html
Kompetenznetz Herzinsuffizienz
http://knhi.de
Quellen u.a. Herzbericht 2021 der Deutschen Herzstiftung
Videos für Betroffene und medizinische Fachkräfte
Experten-Interviews, Erfahrungsberichte von Patienten und Erklärfilme zum Thema Herzschwäche finden Sie im YouTube-Kanal der Deutschen Herzstiftung
DZHK-Studien zu Herzschwäche
Das DZHK will erreichen, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser erkannt und behandelt werden können. Klinische Studien sind unverzichtbar, um hier Fortschritte zu erzielen. Deshalb fördert das DZHK diese Forschungsarbeiten. Für den Krankheitsbereich Herzschwäche laufen aktuell die folgenden Studien:
TransitionCHF-DZHK2 – Studie zum Übergang von einer beschwerdefreien, eingeschränkten Herzleistung zu einer Herzschwäche
FAIR-HF2-DZHK5 – Eisenmangel beheben und Krankheitsverlauf der Herzschwäche verbessern
VAD-DZHK3 – Optimaler Zeitpunkt für Herz-Kreislauf-Unterstützungssysteme bei einer Herzschwäche im Endstadium
SPIRIT-HF-DZHK8 – Neue Behandlungsoption für Herzschwäche mit erhaltener oder mäßiggradiger Pumpfunktion
DecipherHFpEF-DZHK12 – Diastolische Herzschwäche besser erkennen
CAVA-ADHF-DZHK19 – Behandlungserfolg bei akuter Herzschwäche besser beurteilen
Ex-VAD-DZHK11 – Mehr Fitness und Lebensqualität für Patienten mit einem künstlichen Herzen
HFpEF-stress-DZHK17 – Neues Verfahren für die Diagnose der diastolischen Herzschwäche
Metris-HF-DZHK18 – Mehr Energie für schwache Herzen
BioVAT-HF-DZHK20 – künstliches Herzgewebe in der Behandlung von Patienten mit Herzschwäche im Endstadium
Aktuelles aus der Forschung
Herzmuskelschwäche: Defekter Eisentransportweg als möglicher Behandlungsansatz (08.12.2023)
Gendefekt führt bei Frauen eher zu Herzschwäche (06.10.2023)
Ursache für Schlafstörungen bei Herzschwäche gefunden (21.07.2023)
Schwächelt das Herz, werden die molekularen Motoren hochgefahren (11.11.2022)
Bessere Therapie für Patienten mit Herzschwäche und Vorhofflimmern (Studie CABA-HFPEF-DZHK27) (29.08.2022)
Neuer Mechanismus entdeckt, der zu Herzrhythmusstörungen bei Herzschwäche führt (07.04.2022)
Rolle seelischer Faktoren bei Herzschwäche erstmals umfassend analysiert (22.02.2022)
Gesunder Muskel kann das Herz schützen (11.01.2022)
Neuer Schwung für schwache Herzen (01.12.2021)
Bestimmte Form der Herzschwäche ist mit Diabetes-Medikament behandelbar (30.08.2021)
Herzschwäche: Neuer Behandlungsansatz steuert das Fettgewebe an (29.07.2021)
Spezialanzug soll Patienten mit Herzschwäche helfen (26.05.2021)
Neue DZHK-Nachwuchsgruppe forscht zu Herzschwäche und Stoffwechselerkrankungen
(05.11.2020)
In Ostdeutschland sterben mehr Menschen an Herzschwäche als in Westdeutschland (03.07.2020)
Herzschwäche bekämpfen: Millionenförderung für Systemmedizin in Mainz (11.02.2020)
Dilatative Cardiomyopathie (DCM): Maßgeschneidertes Sportprogramm für Patienten mit Herzschwäche (18.11.2019)
Hilfe bei Herzschwäche (28.10.2019)
Eingebauter Notarzt erforderlich? – Digitaler Biomarker sagt Nutzen eines implantierbaren Schrittmachers voraus (02.09.2019)
Diabetes-Medikament hilft bei Herzschwäche (03.02.2018)
DZHK-Studie überprüft neue Behandlungsoption für Herzschwäche-Patienten (18.10.2018)
Sicherheits-Checks: Millimeterwellen-Körperscanner für Schrittmacher-Patienten völlig sicher (28.08.2018)
Elektroautos: Keine Einschränkungen für Träger von Herzschrittmachern & Co (12.06.2018)
Geringeres Erkrankungsrisiko für Frauen (07.04.2018)
Herzschwäche geht mit dem Verlust wichtiger Darmbakterien einher (30.06.2017)
Training bei Herzschwäche (21.02.2017)
Informationen zu weiteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Nachfolgend finden Sie grundlegende Informationen zu weiteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Tipps zur Prävention. Die Artikel geben einen ersten Überblick und enthalten Links für weiterführende Informationen:
Hinweis: Die Artikel enthalten nur allgemeine Hinweise und dürfen nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung verwendet werden. Einen Arztbesuch können sie nicht ersetzen.