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Patienten profitieren von körperlichem Training nach Herzklappen-Ersatz


Bild: Fotolia/Kzenon


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Wissenschaftler des Klinikums rechts der Isar der Technischen Universität München haben herausgefunden, dass Ausdauer- und Krafttraining nach einem Herzklappenersatz sowohl die körperliche Leistungsfähigkeit als auch die Lebensqualität der Patienten verbessert.

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Leiter der Studie war Priv.-Doz. Dr. Axel Preßler, Oberarzt der Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin und Wissenschaftler am Standort München des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK). In der Pilotstudie untersuchte Preßler 30 hochbetagte Patienten, die innerhalb der vergangenen ein bis vier Monate eine künstliche Herzklappe mittels Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) erhalten hatten.

Schonendes Verfahren

TAVI ist eine minimalinvasive Technik, mit der die Aortenklappe, die Herzklappe zwischen der linken Herzkammer und der Hauptschlagader, ersetzt werden kann. Unblutig und schnell wird den Patienten, meistens über die Leiste, ein Katheter eingeschoben. An seiner Spitze sitzt die zusammengefaltete Herzklappe, die im Herzen aufgespreizt wird und die alte Klappe ersetzt. Der schonende Eingriff kam bislang vor allem bei alten, sehr kranken Patienten zum Einsatz. Bei ihnen ist das Risiko zu groß, bei einem chirurgischen Herzklappenersatz zu sterben. Bei dieser Operation wird der Brustkorb geöffnet und eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Nach einer TAVI geht es den Patienten klinisch rasch besser und sie sind schnell wieder mobil. Ein weiterer Vorteil: Langfristig müssen die Patienten keine starken Blutverdünner einnehmen.

Unzureichende Datenlage

Mit ihrer Studie wollten die Münchner Wissenschaftler überprüfen, ob Patienten nach einer TAVI von einem körperlichen Training profitieren. Denn obwohl regelmäßige Bewegung ein fester Bestandteil in der Nachsorge und Rehabilitation von Patienten mit Herzerkrankungen ist, war die Datenlage für Patienten nach einem Herzklappenersatz diesbezüglich schlecht. „Gerade bei älteren Herzpatienten ist es nicht selbstverständlich, dass sich so ein Training immer positiv auswirkt“, erklärt Prof. Martin Halle, Direktor der Poliklinik für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin, in dessen Team Preßler arbeitet. Ebenso wollten die Forscher klären, ob die eingesetzten Klappen die Belastung überhaupt aushalten würden. Deshalb haben sie die Funktion der Herzklappen während der Studie regelmäßig im Ultraschall überprüft, die Nierenfunktion der Probanden überwacht und Blutwerte auf Anzeichen für eine Herzschwäche untersucht.

Fahrradergometer und Rudermaschine zeigen Wirkung

Die Studienteilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: eine Trainingsgruppe, die acht Wochen lang mit gezielten Übungen sowohl ihre Ausdauer als auch die Muskelkraft trainierte und eine Kontrollgruppe, die kein strukturiertes Training erhielt. „Wir haben uns dabei an aktuell empfohlenen Übungen orientiert, die sich bereits bei Patienten mit anderen fortgeschrittenen Herzerkrankungen bewährt haben“, erläutert Preßler. In der ersten Woche gab es zwei Übungseinheiten, anschließend trainierten die Teilnehmer dreimal pro Woche. Ausdauertraining auf einem Fahrradergometer und Krafttraining an fünf unterschiedlichen Maschinen (z.B. Rudermaschine, Bein- und Schulterpresse) standen auf ihrem Stundenplan. Im Verlauf der Studie zeigte sich, dass regelmäßiges Training für die neuen Herzklappen kein Problem war, sie funktionierten auch unter der Belastung einwandfrei. Außerdem war die Trainingsgruppe nach acht Wochen fitter als die Kontrollgruppe: Die maximale Sauerstoffaufnahme der Probanden war gestiegen und auch die Muskelkraft hatte bei allen fünf getesteten Muskelgruppen zugenommen. Ebenso verbesserte sich die Lebensqualität. Insbesondere empfanden die Probanden eine gesteigerte körperliche Funktionsfähigkeit, alltägliche Dinge wie Gehen, Heben, Bücken, Treppensteigen und ihre Selbstversorgung fielen ihnen jetzt leichter. Auch die Krankheitssymptome stufte die Trainingsgruppe nach den acht Wochen als weniger belastend ein. „TAVI an sich verbessert schon die Lebensqualität und körperliche Fitness der Patienten. Unsere Pilotstudie zeigt nun, dass ein anschließendes körperliches Training sicher ist und die positiven Effekte noch signifikant ergänzen und ausweiten kann“, fasst Preßler die Ergebnisse zusammen. Mittlerweile wenden Ärzte TAVI nicht nur bei Hochrisikopatienten sondern auch bei weniger kranken Patienten mit einem niedrigen oder mittleren Operationsrisiko an. Neue Studien belegen, dass TAVI auch hier genauso gut ist wie der chirurgische Eingriff.

Originalarbeit:
Exercise Training Improves Exercise Capacity and Quality of Life after Transcatheter Aortic Valve Implantation: A Randomized Pilot Trial. Pressler, A., Christle, J. W., Lechner, B., Grabs, V., Haller, B., Hettich, I., Jochheim, D., Mehilli, J., Lange, R., Bleiziffer, S. & Halle, M. American heart journal 182, 44-53, (2016).
www.ahjonline.com/article/S0002-8703(16)30163-6/abstract

Kontakt:
Priv.-Doz. Dr. med. Axel Preßler, Zentrum für Prävention und Sportmedizin, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, Tel.: 089 41406774, pressler(at)sport.med.tum.de

Christine Vollgraf, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK), Tel.: 030 3465 529 02, presse(at)dzhk.de