Menschen, die anabole Steroide einnehmen, könnten einer neuen Studie zufolge ihr Risiko für Vorhofflimmern erhöhen. Die neue Studie, die im Journal of Physiology veröffentlicht wurde, wurde von einem interdisziplinären Konsortium aus Forschenden unter der Leitung der Universität Birmingham und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland durchgeführt, darunter Erstautorin und DZHK-Young-Mitglied Dr. Laura Sommerfeld.
Das Team fand heraus, dass männliche Sexualhormone wie Testosteron, auch androgene anabole Steroide (AAS) genannt, die vor allem von jungen Männern zum Muskelaufbau missbraucht werden, das Risiko für Vorhofflimmern bei Personen erhöhen können, die genetisch für Herzerkrankungen prädisponiert sind.
Dr. Laura Sommerfeld, Postdoktorandin am UKE Hamburg, die ihre Promotion am Institute of Cardiovascular Sciences der University of Birmingham zu diesem Thema abgeschlossen hat, ist Hauptautorin der Studie.
"Unsere Studie kann einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der Auswirkungen auf die Herzgesundheit junger Männer leisten, die Anabolika zum Aufbau von Muskelmasse missbrauchen", so Sommerfeld. "Jüngste Berichte haben gezeigt, dass vor allem junge Männer über soziale Medien wie TikTok gezielt Testosteronprodukte verkauft bekommen. Wir konnten jedoch aufzeigen, dass der Missbrauch von Steroiden ein spezifisches Risiko birgt, dessen sich viele nicht bewusst sind."
Professor Larissa Fabritz, Leiterin des Lehrstuhls für Erbliche Herzkrankheiten am UKE Hamburg und Honorarprofessorin am Institute of Cardiovascular Sciences der Universität Birmingham, fügt hinzu: "Herzmuskelerkrankungen wie ARVC betreffen junge, sportliche Menschen und können zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen führen. Vorhofflimmern ist eine in der Bevölkerung weit verbreitete Erkrankung. Erhöhte Testosteronwerte können zu einem früheren Ausbruch dieser Krankheiten führen.
Gestörte Zellverbindung
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchten mögliche Auswirkungen auf die so genannte arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVC), die genetisch bedingt ist und in erster Linie auf Störungen bei der Bildung von Zellverbindungen zurückzuführen ist, die für die Stabilität des Herzmuskels entscheidend sind. Anhand von klinischen Patientendaten der UHB und anderer Einrichtungen bestätigten sie zunächst, dass ARVC bei Männern häufiger und schwerer auftritt als bei Frauen.
In Laborexperimenten entdeckten sie, dass eine sechswöchige AAS-Einnahme in Verbindung mit gestörten Zellverbindungen zu einer verringerten Natriumkanalfunktion im Herzgewebe und einer Verlangsamung der Signalleitung innerhalb der Vorhöfe führen kann.
Dr. Andrew Holmes, Mitautor und Assistenzprofessor am Institut für klinische Wissenschaften der Universität Birmingham, sagt: "Diese Arbeit deutet darauf hin, dass junge männliche Personen mit wichtigen vererbten genetischen Veränderungen ein höheres Risiko haben, als Reaktion auf den Missbrauch anaboler Steroide Probleme im Herzen zu entwickeln."
Wissenschaftlicher Kontakt: Dr. Laura Sommerfeld (la.sommerfeld(at)uke.de), UCCS, UKE Hamburg