Nachrichten

Bessere Bildgebung der Herzkranzgefäße mittels optischer Kohärenztomographie

Eine internationale multizentrische Studie mit rund 2500 eingeschlossenen Patient:innen untersucht den Nutzen und die Sicherheit der optischen Kohärenztomographie (OCT) ergänzend zur Angiographie als laser-basiertes Bildgebungsverfahren für die perkutanen Koronarintervention (PCI). Prof. Dr. med. Ulf Landmesser, Klinikdirektor Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin und stellvertretender Ärztlicher Direktor des DHZC, gehört zu den beiden internationalen Leitern der Studie. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler:innen im New England Journal of Medicine veröffentlicht.

Die optische Kohärenztomographie (OCT) erzeugt hochauflösende Bilder der Innenwände von Herzkranzgefäßen und ermöglicht eine klare Vorstellung von Blockaden und Beschädigungen. | © Vollmer/DHZC

Die koronare Herzkrankheit ist die häufigste Todesursache in Deutschland. Sie entsteht durch Kalkablagerungen in den Herzkranzgefäßen (Koronararterien), die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen. Entstehen durch diese Verkalkung Engstellen oder Verschlüsse, wird der Blutfluss zum Herzmuskel entsprechend behindert. Zu den wichtigsten Therapiemöglichkeiten der KHK gehört die „perkutane Koronarintervention (PCI)“: Über einen Herzkatheter wird eine röhrenförmige Stütze in das Gefäß eingebracht, um es dauerhaft offen zu halten, der sogenannte Stent. Die exakte und sichere Platzierung dieses Stents ist maßgeblich für die Vermeidung von Komplikationen und den langfristigen Erfolg der Behandlung.

Das etablierte bildgebende Verfahren zur Kontrolle des Eingriffs ist die Angiographie: Dabei wird ein Kontrastmittel in die Blutgefäße gespritzt, so dass sie während des Eingriffs auf dem Röntgenbild des Herzens sichtbar werden. Darüber hinaus steht den Ärzt:innen die optische Kohärenztomographie (OCT) als laser-basiertes Bildgebungsverfahren zur Verfügung. Sie erzeugt hochauflösende Bilder der Innenwände von Blutgefäßen und ermöglicht eine klare Vorstellung von Blockaden und Beschädigungen.

Bei der nun im New England Journal of Medicine veröffentlichten und auf dem europäischen Kardiologenkongress in Amsterdam vorgestellten multizentrischen Studie „ILUMIEN IV“ wurde der zusätzliche Nutzen dieser Methode untersucht. Mit 2487 eingeschlossenen Patient:innen in 18 Ländern ist es die bisher umfassendste Studie zu diesem Thema weltweit. Prof. Dr. med. Ulf Landmesser, stellvertretender Ärztlicher Direktor des DHZC und Leiter der DHZC-Klink für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin am Campus Benjamin Franklin, gehört zu den beiden Leitern der Studie.

Sämtliche eingeschlossene Patient:innen galten aufgrund medikamentös behandeltem Diabetes oder der Schwere der koronaren Herzerkrankung als „Hochrisiko“-Patient:innen. Nach dem Zufallsfaktor wurde bei jeweils rund der Hälfte der Patient:innen eine PCI mithilfe der OCT oder der Angiographie durchgeführt.

Die Auswertung zeigte, dass die Querschnittsfläche der Stents, die mithilfe der OCT eingesetzt wurden, größer war, dass also - vereinfacht gesagt - eine „bessere Öffnung des Stents“ im behandelten Koronargefäß erreicht werden konnte. Eine große Stentfläche gilt damit als wichtiges Kriterium für den langfristigen Erfolg der Behandlung.

Entsprechend kam es während der OCT-geleiteten PCI zu deutlich weniger Behandlungskomplikationen. Insbesondere eine gefährliche Stentthrombose, also der Verschluss des Gefäßes durch Thrombosen an der Gefäßstütze trat in der OCT-Gruppe deutlich seltener auf. Im Langzeitergebnis ergaben die Studiendaten dagegen keinen signifikanten Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen bezüglich der Notwendigkeit einer erneuten Therapie des behandelten Gefäßes.

 Die Autor:innen geben dabei allerdings zu bedenken, dass dieses Langzeitergebnis von der COVID-Pandemie beeinflusst sein könnte: Die Angst der Patient:innen vor einem Krankenhausaufenthalt und die eingeschränkten Ressourcen des Gesundheitswesens während der Pandemie könnten die Zahl der Nachbehandlungen verringert haben. Trotz dieser Einschränkung sieht Ulf Landmesser in der Studie einen nachhaltigen Beitrag zur weiteren Verbesserung der PCI mit hoher klinischer Relevanz: „Unsere Ergebnisse unterstreichen gemeinsam mit der aktuellen Meta-Analyse die Effizienz und Sicherheit der OCT-Technologie und geben behandelnden Kolleg:innen weltweit eine auf validen Daten basierende Grundlage zur Wahl der Bildgebung im Herzkranzgefäß.“

 

Originalpublikation: https://www.nejm.org/doi/10.1056/NEJMoa2305861

Wissenschaftlicher Ansprechpartner: Prof. Dr. Ulf Landmesser, Direktor Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin, Charité Berlin

Quelle: Pressemitteilung des DHZC