Pressemitteilungen

Gentransfer als möglicher Ansatz gegen altersbedingte Herzschwäche

Ein Forscherteam des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) zeigt: Ein neuartiger Gentransfer verbessert die Herzfunktion bei älteren Mäusen mit diastolischer Dysfunktion - einem Aspekt der Herzalterung, bei dem sich der Herzmuskel nicht mehr ausreichend entspannen kann. Beim Menschen tritt die diastolische Dysfunktion im Alter häufig auf.

Copyright: DZHK

Im Alter kann sich der Herzmuskel so verändern, dass die linke Herzkammer sich nicht mehr gut ausdehnen kann, weil sie steif oder verdickt ist. Dann gelangt zu wenig Blut in die Herzkammer und damit in den Körperkreislauf – obwohl die Pumpleistung des Herzens, also die Auswurfleistung, erhalten bleibt. Diese Form der Herzschwäche wird als diastolische Herzschwäche bezeichnet. Dabei ist die sogenannte Diastole – also die Entspannungsphase des Herzmuskels – gestört. 

Gentransfer als neuer Ansatz in der Herz-Kreislauf-Medizin

Ein Team um Dr. Julian Wagner vom Universitätsklinikum Frankfurt hat nun einen vielversprechenden möglichen Therapieansatz untersucht. Durch einen Gentransfer konnten im Tiermodell die Herzfunktion im Alter und krankhafte Veränderungen des Herzgewebes verbessert werden.

Die Forscherinnen und Forscher setzten eine natürliche Variante eines körpereigenen Wachstumsfaktors gezielt im Herzmuskel ein. Dadurch wurde die Nervenversorgung des Herzgewebes verbessert, die Entspannung des Herzmuskels erleichtert und typische altersbedingte Veränderungen abgeschwächt - bei gleichbleibender Pumpleistung. Die Verdickung der Herzwand wurde durch den Gentransfer zwar verstärkt, dies schien jedoch eine Kompensationsreaktion zu sein, um die Symmetrie der Herzmuskelzellen zu normalisieren.

 „Unsere Ergebnisse sind sehr ermutigend und zeigen das Potenzial dieses Ansatzes, altersbedingte Veränderungen des Herzens zu verlangsamen oder sogar rückgängig zu machen“, sagt Dr. Julian Wagner. „Langfristig könnte sich daraus eine Therapieoption für Patientinnen und Patienten mit altersbedingter Herzschwäche entwickeln. Allerdings muss dieser Ansatz noch weiter erforscht werden.

Die Ergebnisse basieren auf präklinischen Untersuchungen. Inwieweit die Methode weiterentwickelt werden kann und ob mittelfristig eine klinische Erprobung möglich ist, muss noch geprüft werden.

Herzschwäche auf dem Vormarsch

 Die Zahl älterer Menschen mit Herzinschwäche nimmt stetig zu. Dabei ist das Altern selbst einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Schätzungen zufolge leiden in Deutschland mehrere Millionen Menschen an einer Form der Herzschwäche, viele davon an einer diastolischen Herzinsuffizienz, für die es bislang keine gezielte Therapie gibt. Der untersuchte Therapieansatz könnte hier einen neuen Weg eröffnen.


Originalpublikation:
Manickam N, Sultan I, Panthel J, et al. Beneficial effects of vascular endothelial growth factor B gene transfer in the aged heart. Cardiovasc Res. Published online March 21, 2025. doi:10.1093/cvr/cvaf046 

Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. re. nat. Julian Wagner, Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, j.wagner@med.uni-frankfurt.de