Damit ermöglicht das GCRFF industrieunabhängig auswertbare multinationale Studien unter vollständig oder überwiegend öffentlicher Förderung – ein Modell, das wissenschaftliche Unabhängigkeit und internationale Zusammenarbeit gleichermaßen stärkt.
Die wissenschaftliche Leitung des deutschen Studienarms liegt beim DZHK-Standort Göttingen. Verantwortlich sind Prof. Dr. Ingo Kutschka, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie an der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), und Prof. Dr. Bernhard Danner, Oberarzt derselben Klinik. Ziel ist es, die bisher unzureichend erforschte Frage zu klären, welche Bypass-Technik bei Frauen langfristig die besten Behandlungsergebnisse liefert.
Die Studie untersucht den Einsatz von mehrfachen arteriellen Bypässen, einer sogenannten Multiplen Arteriellen Gefäßbypass-Anlage, im Vergleich zur Standardtherapie mit nur einem arteriellen Bypass bei Frauen mit koronarer Herzkrankheit. Ziel ist es, herauszufinden, ob die Wahl der Bypass-Technik langfristig bessere Ergebnisse liefert und das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder erneute Eingriffe verringern kann. „Obwohl die Bypass-Operation etabliert ist, fehlen bislang umfassende Erkenntnisse darüber, welche Methode speziell für Frauen die besten Langzeitergebnisse liefert“, sagt Prof. Dr. Ingo Kutschka, Co-Studienleiter an der UMG.
Geschlechterspezifische Forschungslücke
Frauen mit KHK haben nach aktuellen Studien eine schlechtere Prognose nach Bypass-Operationen als Männer – unter anderem, weil ihre Gefäße kleiner und die Symptome oft weniger eindeutig sind. Hinzu kommt, dass Frauen in klinischen Studien lange Zeit unterrepräsentiert waren oder geschlechtsbezogene Unterschiede gar nicht analysiert wurden. Die neue Studie schließt ausschließlich weibliche Patientinnen ein und trägt damit einer lange bestehenden Forschungslücke Rechnung.
„Die Studie ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie translationale Forschung direkt bei den Patientinnen ankommt – und gleichzeitig ein Beleg für die Sichtbarkeit und internationale Anschlussfähigkeit des DZHK“, heißt es aus der Geschäftsstelle des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung.
Die randomisierte kontrollierte Studie wird in zehn Ländern weltweit durchgeführt. Mit ROMA:Women setzt das DZHK ein starkes Zeichen für die geschlechtersensible Forschung in der Herzmedizin. Die Ergebnisse sollen künftig in die Entwicklung neuer Leitlinien speziell für die Behandlung von Frauen mit koronarer Herzkrankheit einfließen – ein längst überfälliger Schritt hin zu einer personalisierten und gerechteren Medizin.