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Hohe Auszeichnung aus den USA für Dominik Müller

Die American Heart Association verleiht den „Excellence Award for Hypertension Research” in diesem Jahr Dominik Müller vom Max Delbrück Center. Bislang wurde diese Ehre der ältesten US-Fachgesellschaft nur sehr wenigen Europäern zuteil. Müller nimmt den Preis am 6. September in Baltimore entgegen.

ein Mann mittleren Alters, der in die Kamera lächelt
Dominik Müller , © Felix Petermann

Wer in Deutschland nach einem exzellenten Bluthochdruckforscher sucht, landet meist schnell am Max Delbrück Center: Professor Dominik Müller, der hier fast sein ganzes bisheriges Leben als Wissenschaftler verbracht hat, ist bekannt – vor allem für seine Forschung zum Thema Salz und zu der Frage, wie ein hoher Salzkonsum den Blutdruck und damit die Gesundheit des Menschen beeinflusst. Gemeinsam mit Professor Ralf Dechend leitet Müller am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung von Charité – Universitätsmedizin Berlin und Max Delbrück Center, seit 2010 die Arbeitsgruppe „Hypertonie bedingte Endorganschäden“.

Müllers hervorragender Ruf ist auch auf der anderen Seite des Atlantiks, in den Vereinigten Staaten, nicht unbemerkt geblieben. Die älteste und größte Fachgesellschaft der USA, die American Heart Association (AHA), hat den Wissenschaftler jetzt mit ihrem „Excellence Award for Hypertension Research” ausgezeichnet. Für einen Europäer ist das eine ziemlich große Ehre, die bislang nur zwei weiteren in Deutschland lebenden Forschern zuteil wurde: im Jahr 1992 Professor Detlev Ganten, dem Gründungsdirektor des Max Delbrück Center, und 2007 Professor Friedrich Luft, dem Gründungsdirektor des ECRC. Müller wird seinen Preis am 6. September während der „Hypertension Scientific Sessions 2025“ in Baltimore, Maryland entgegennehmen.  

Teamplayer durch und durch

„Natürlich freue ich mich über diese Auszeichnung“, sagt der Forscher. „Ich möchte aber betonen, dass sie nicht mir, sondern meinem gesamten Team gehört. Als Gruppenleiter habe ich bestimmt seit 15 Jahren kein einziges Experiment mehr von Anfang bis Ende selbst ausgeführt.“ Müller, der neben seiner Arbeit gemeinsam mit seiner Frau vier Kinder großgezogen hat, ist Teamplayer durch und durch. Zumindest am Max Delbrück Center und am ECRC zählt er zu den ganz wenigen Forscher*innen, die sich sogar die Leitung einer Arbeitsgruppe teilen.

Vorgeschlagen für den Award, der als die wichtigste Auszeichnung auf dem Gebiet der Hypertonieforschung gilt, wurde der studierte Pharmazeut von seinem US-Kollegen Professor Allen Cowley vom Medical College of Wisconsin, der den Preis zusammen mit zwei weiteren Wissenschaftlern im Jahr 1997 erhielt. Müller kennt Cowley zwar, hat aber bisher nie mit ihm zusammengearbeitet. „Umso mehr ehrt es mich, dass er von unserer  Forschung offenbar Kenntnis genommen hat und von ihr überzeugt ist“, sagt Müller.

Ihn auf dem weltweiten Feld der Bluthochdruckforschung zu übersehen, dürfte allerdings auch schwer sein. Müller hat – in Kooperation mit vielen anderen Arbeitsgruppen – zum Beispiel erstmals erkannt, dass eine salzreiche Kost nicht nur den Blutdruck in die Höhe schießen lässt, sondern auch bewirkt, dass die Mitochondrien den Zellen unseres Körpers weniger Energie bereitstellen. Der Energiemangel hat unter anderem zur Folge, dass bestimmte Immunzellen, die Makrophagen, einen entzündlichen Charakter entwickeln, der das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen könnte. Darüber hinaus hat der Wissenschaftler herausgefunden, dass viel Salz die T-Helferzellen vermehrt einen entzündungsfördernden Botenstoff produzieren lässt. Das wiederum begünstigt Multiple Sklerose und andere Autoimmunerkrankungen.

„Ich finde meine Inspiration seit jeher an den Rändern, wo sich Disziplinen überschneiden und überraschende Erkenntnisse entstehen“, sagt Müller. Bluthochdruck ist für ihn keine Erkrankung eines einzelnen Organs, sondern das Ergebnis eines komplexen Wechselspiels, bei dem die Ernährung, das Mikrobiom, das Immun- und das Herz-Kreislauf-System nur einige der beteiligten Player sind. Vor ein paar Jahren konnte der Forscher beispielsweise gemeinsam mit seinem Team zeigen, das Fasten und eine mediterrane Ernährung bei Menschen mit einer Vorstufe von Diabetes den Blutdruck sinken lassen.

Frei von Konventionen

„Was mich antreibt, ist nicht die Wissenschaft – es sind die Menschen“, sagt Müller. Konventionen scheren ihn dabei wenig, in starre Rahmen mag sich der Forscher, der anderen stets das „Du“ anbietet, nicht pressen lassen. Er sei gefragt worden, ob er zumindest bei der Preisverleihung mal Anzug und Krawatte tragen wolle, erzählt er und muss dabei fast grinsen: Das habe er definitiv nicht vor.

Auch sein Vortrag, den er am 6. September halten soll, wird vielleicht manche der Anwesenden überraschen – zumindest diejenigen, die Dominik Müller nicht gut kennen. Er wird weniger über die Bluthochdruckforschung und seine Erfolge auf diesem Gebiet sprechen, sondern vielmehr darüber, wie sich Wissenschaft ressourcenschonender und damit nachhaltiger gestalten lässt. „Denn was nützt uns am Ende unsere ganze Arbeit“, fragt er, „wenn wir uns selbst die Lebensgrundlage entziehen?“


Quelle: Pressemitteilung Max Delbrück Center