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In Niedersachsen startet Früherkennung der Familiären Hypercholesterinämie bei Kindern von 5-14 Jahren

Familiäre Hypercholesterinämie (FH) kann unbehandelt schon im jungen Alter zu schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Die Studie "VRONI im Norden" bietet in Niedersachsen Früherkennung und Beratung für 5- bis 14-jährige Kinder mit FH und ihre Familien an. Das Projekt unter der wissenschaftlichen Leitung von DZHK-Mitglied Prof. Dr. Heribert Schunkert setzt das erfolgreiche Konzept aus Bayern zur Früherkennung und Therapie der FH fort.

Eine unkomplizierte Screeningmaßnahme kann betroffene Kinder identifizieren und hilft, die Diagnostik und Therapiesituation der FH Patientinnen und Patienten zu verbessern. | © MC Services AG
© MC Services AG - myvroni.de

Unter dem Motto „Herzinfarkt mit 35? Ohne mich!“ beginnt in Niedersachsen ein neues Kapitel zur Verbesserung der Herzgesundheit: Die Studie ‚VRONI im Norden‘ bietet für Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren am Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT und bei vielen beteiligten Kinderärzten in Niedersachsen ein Vorsorge-Screening auf Familiäre Hypercholesterinämie (FH) an. Etwa eins von 250 Kindern wird in Deutschland mit dieser erblich bedingten Stoffwechselstörung geboren. Erhöhte LDL-Cholesterinwerte führen zu Arteriosklerose, wobei sich Ablagerungen an den Gefäßwänden bilden, die zunächst keine Beschwerden verursachen. Unerkannt und unbehandelt kann dies schon im mittleren Lebensalter zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und Gefäßverschlüssen führen. Aktuell werden in Deutschland weniger als 5% der FH-Fälle entdeckt – meist erst nach dem Herzinfarkt. VRONI will dies ändern – denn mit einer frühen Diagnose und einer konsequenten Behandlung kann das sonst stark erhöhte Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis wieder auf Normalniveau gesenkt werden.

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen U9 bis J1 oder einer sonstigen Vorstellung beim Kinder- und Jugendarzt werden Kindern im Alter von 5 bis 14 Jahren einige Tropfen Blut entnommen, im Labor wird dann auf FH untersucht. „Wenn die Untersuchung eine genetisch-bedingte Familiäre Hypercholesterinämie bestätigt – oder aber auch auf gefährlich hohe Blutfettwerte ohne FH hinweist, beraten wir die betroffenen Kinder und ihre Familien ausführlich,“ erläutert Prof. Dr. Olga Kordonouri, Ärztliche Direktorin am Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT in Hannover. „Wir klären über die Therapie mit cholesterinsenkenden Medikamenten, aber auch über Lebensstil- und Ernährungsanpassungen auf. Auf diesem Weg können wir das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich senken. Zudem vermitteln wir für Familienmitglieder eine kostenlose Untersuchung auf FH sowie gegebenenfalls eine weitere ärztliche Beratung. Denn, wenn bei einem Kind FH diagnostiziert wird, sind mindestens ein Elternteil und oft auch noch andere nahe Verwandte Träger dieser Erbkrankheit. Auch für diese gilt – je früher wir FH erkennen und behandeln, desto besser können wir schwere Folgeerkrankungen verhindern.“

Am Studienzentrum Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT in Hannover wurden bereits von 2016 bis 2021 im Rahmen der Fr1dolin-Studie über 15.000 Kinder auf eine Familiäre Hypercholesterinämie untersucht. Die Studie ‚VRONI im Norden‘ ist nun der nächste Schritt auf dem Weg zu einer allgemeinen Früherkennung von Familiärer Hypercholesterinämie. Die Studie wird in Kooperation mit dem Deutschen Herzzentrum München durchgeführt, vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) LV Niedersachsen unterstützt und als Projekt im Rahmen der Nationalen Herz-Allianz von der Deutschen Herzstiftung, der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und der Schwiete-Stiftung gefördert.

Erfolge der VRONI-Studie in Bayern als Grundstein

Die Studie greift auf die Erkenntnisse und Infrastruktur der VRONI-Studie zu, die seit 2021 mit großem Erfolg in Bayern durchgeführt wird. Unter der Leitung des Deutschen Herzzentrums München hat VRONI bereits über 17.000 Kinder gescreent und mehr als 180 betroffene Familien identifiziert. In den meisten Fällen wurde bereits eine leitliniengerechte Therapie eingeleitet. „Die hohe Aufklärungs- und Therapierate in Bayern zeigt, dass eine große Bereitschaft besteht, FH frühzeitig zu identifizieren und zu behandeln, bevor vermeidbare Folgeerkrankungen entstehen. Mit ‚VRONI im Norden‘ werden wir die Datenlage zur Frühdiagnose von FH entscheidend erweitern“, erläutert Dr. Veronika Sanin, Leiterin der VRONI-Studie am Deutschen Herzzentrum München.

“Die Zusammenführung der Daten aus VRONI und VRONI im Norden soll die Grundlage dafür bilden, dass zukünftig ein FH-Screening in ganz Deutschland in die Regelversorgung aufgenommen wird", erklärt Prof. Dr. Heribert Schunkert, Direktor der Klinik für Herz- und Kreislauferkrankungen am Deutschen Herzzentrum München, und ergänzt: „Wir sind zuversichtlich, dass wir so für Betroffene aller Altersgruppen die Diagnose und Therapie von FH verbessern können. Ein entscheidender Schritt um bei Risikopatienten frühzeitig die Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verhindern!“

 

Eine Fortbildungs- und Informationsveranstaltung im Hybridformat zu ‚VRONI im Norden‘ findet am 14. Februar 2024 im Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT in Hannover statt. Das zweistündigen Kick-Off Meeting beinhaltet eine Einführung in die Theamtik, sowie hilfreiche Tipps zur Teilnahme an der Studie. Interessierte wenden sich mit Namen und dem Hinweis, ob die Veranstaltung vor Ort oder online verfolgt werden möchte, bis zum 13.02.2024 an vroni(at)hka.de. Weitere Infos erhalten sie auch unter myvroni.de.

Wissenschaftlicher Kontakt: Studienleitung Prof. Dr. Heribert Schunkert und Dr. Veronika Sanin, Deutsches Herzzentrum München, mail@myvroni.de