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Nachruf auf DZHK-Professorin Jeanette Erdmann

Prof. Jeanette Erdmann ist am 9. Juli 2023 nach einem tragischen Sturz im Alter von 57 Jahren überraschend verstorben. Als erste DZHK-Professorin hat sie insbesondere den Standort Lübeck maßgeblich geprägt. Sie war eine großartige Persönlichkeit und wird uns fehlen – fachlich und menschlich.

© Universität zu Lübeck

Jeanette Erdmann war eine international anerkannte Humangenetikerin. Als eine der ersten Wissenschaftlerinnen weltweit führte sie Bevölkerungsstudien zum genetischen Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch, so genannte GWAS-Studien (genome-wide association studies). So konnte sie eine Vielzahl von Genen identifizieren, die zum Herzinfarkt-Risiko beitragen (NEJM 2007; Erdmann et al. Nat Genet 2009, Erdmann et al. Eur Heart J 2011). Ein besonderer Forschungserfolg gelang ihr, als sie mit ihrem Team die Ursache für gehäufte Herzinfarkte in einer Familie aus dem Emsland aufklärte (Erdmann et al. Nature, 2013). Die sehr seltene Kombination zweier Gene führte bei den Betroffenen dazu, dass sich vermehrt Blutgerinnsel bildeten, die schon bei jungen Familienmitgliedern Herzinfarkte hervorriefen.

Jeanette Erdmann studierte Biologie und promovierte in Humangenetik in Bonn. Sie setzte ihre wissenschaftliche Laufbahn in Berlin im Labor von Prof. Vera Regitz-Zagrosek fort und wechselte dann zu Heribert Schunkert nach Regensburg, mit dem sie 2003 nach Lübeck ging. Hier baute sie ab 2013 ihr eigenes Institut für Kardiogenetik auf, dessen zehnjähriges Bestehen sie im Mai dieses Jahres mit einem internationalen Symposium feierte. An ihrem Institut hat sie viele junge Forscherinnen und Forscher für ihr Fach begeistert und sich um deren wissenschaftliche Karriere verdient gemacht. 2021 wurde Jeanette Erdmann zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Als nationalen Akademie der Wissenschaften vertrtitt die Leopoldina die deutsche Wissenschaft im Ausland und berät politische Entscheidungsträger.

Jeanette Erdmann hat das DZHK von der ersten Stunde an begleitet und war stellvertretende Standortsprecherin des Standortes Hamburg/Kiel/Lübeck. Ihre von Besonnenheit und Gerechtigkeitssinn geprägte Persönlichkeit war von unschätzbarem Wert, wenn es darum ging, die gemeinsamen Ziele beim Aufbau des DZHK nicht aus den Augen zu verlieren. Durch ihre vielfältigen internationalen Kontakte und Kooperationen hat sie das DZHK auch in die Welt hinausgetragen und ihm ein fachlich exzellentes und menschliches Gesicht verliehen.

Mit ihrer eigenen genetischen Erkrankung, die sie in den letzten Jahren auch selbst erforscht hat, ist Jeanette Erdmann stets offen umgegangen, ohne dabei Rücksichtnahme für ihre Arbeit als Wissenschaftlerin zu beanspruchen. Dem Fortschreiten der Krankheit ist sie tapfer begegnet und hat noch in den letzten Wochen durch einen innovativen Elektrorollstuhl viel an Lebensqualität gewonnen. Umso tragischer ist ihr viel zu früher Tod.

Wir werden Jeanette Erdmann und ihre warmherzige Art, ihre wissenschaftlichen Erfolge und ihre menschliche Größe stets in Erinnerung behalten.