Ein interdisziplinäres Team der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein vom Campus Lübeck (UKSH) arbeitet bereits seit 30 Jahren an der Herstellung künstlicher Herzgewebe. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen künstliches Herzgewebe ein, um bei Patientinnen und Patienten mit Herzmuskelschwäche zerstörtes Herzmuskelgewebe wieder aufzubauen.
Der Ansatz ist weltweit einmalig. Das „Herzpflaster“ aus Herzmuskelzellen wird schonend und minimalinvasiv direkt auf das Herz aufgebracht. Die Forschenden verwenden sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen (iPSC), entwickeln daraus funktionelles Herzmuskel- und Bindegewebszellen. Die weltweit erste Überführung eines iPSC-basierten Herzreparaturansatzes über den Rhesusaffen in den Menschen ist eine besondere Teamleistung von Grundlagenwissenschaftlerinnen und Grundlagenwissenschaftlern, translationalen Forscherinnen und Forschern und Klinikerinnen und Klinikern der UMG und des UKSH.
In einem einmaligen Ansatz konnten die Forschenden zeigen, dass ein nach Herzinfarkt geschädigtes Herz durch Herzpflasterimplantation neu aufgebaut werden kann. Zudem kann so eine Verbesserung der Herzfunktion erreicht werden und es zeigen sich keine belastenden Nebenwirkungen. Die weltweit erste klinische Prüfung eines dauerhaften Herzmuskelaufbaus über Stammzellen des Menschen wurde durch das Paul-Ehrlich-Institut im Dezember 2020 genehmigt. Seit März 2021 werden Patientinnen und Patienten im Rahmen der klinischen Studie BioVAT-HF-DZHK20 (Biological Ventricular Assist Tissue in Terminal Heart Failure) behandelt.
Die Jury würdigt die interdisziplinäre Teamarbeit und Innovationskraft des Projekts. Der Preis der Deutschen Hochschulmedizin wird jährlich vom Medizinischen Fakultätentag (MFT) und dem Verband der Universitätsklinika Deutschlands (VUD) vergeben. Er würdigt neben der Teamleistung in der Universitätsmedizin insbesondere die Innovation und Translation von Forschungsprojekten für die Patientenversorgung sowie die gesellschaftliche Tragweite medizinischer Errungenschaften.
Die Preisverleihung findet im Rahmen des Tages der Hochschulmedizin am 28. November 2024 in Berlin statt. Der Peis ist mit 25.000 Euro dotiert.