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Vorhofflimmern mithilfe von Smartphones besser erkennen und behandeln

Vorhofflimmern wird bei älteren Menschen mithilfe herkömmlicher Smartphones, verglichen mit Routineuntersuchungen, mehr als doppelt so oft erkannt und behandelt. Das zeigt eine Studie, die auf dem diesjährigen Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in Barcelona vorgestellt und in Nature Medicine veröffentlicht wurde.

Bild: DragonImages/ iStock

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung, von der weltweit mehr als 40 Millionen Menschen betroffen sind. Die Patienten haben ein erhöhtes Schlaganfallrisiko, denn während der Rhythmusstörung können sich Blutgerinnsel bilden und über den Blutstrom in das Gehirn gelangen. Um das Schlaganfallrisiko zu senken, nehmen die betroffenen Blutgerinnungshemmer ein. Doch Vorhofflimmern hat oft keine Symptome und bleibt unerkannt, so dass die Menschen nicht vor einem Schlaganfall geschützt werden können.

Frühere Studien haben bereits gezeigt, wie gut sich Smartphones dafür eignen, Vorhofflimmern zu entdecken. Aber bislang wurde das nicht mit einem herkömmlichen Screening (regelmäßige EKG-Untersuchungen beim Arzt etc.) verglichen und es nahmen überwiegend jüngere Erwachsene an den Studien teil. Daher blieb unklar, inwiefern ältere Menschen überhaupt mit den digitalen Technologien zurechtkommen und ob das Screening mit einem Smartphone Vorhofflimmern bei ihnen entdecken kann. Diese Fragen haben die Forscher nun mit der eBRAVE-AF-Studie untersucht, an der auch DZHK-Teams beteiligt waren.

Studienleiter Professor Axel Bauer von der Medizinischen Universität Innsbruck, Österreich, sagte auf dem ESC-Kongress: "Das Screening mit gängigen Smartphones hat die Entdeckungsrate von therapierelevantem Vorhofflimmern signifikant erhöht. Wichtig ist, dass das App-basierte Pre-Screening nur ein Teil des Programms war, das auch die Auswertung des Elektrokardiogramms (EKG) und die Bewertung der Befunde durch einen unabhängigen Arzt umfasste."

Smartphone-Screening für ältere Menschen geeignet

An der Studie nahmen 5.551 Personen im Alter zwischen 50 und 90 Jahren teil, die kein bekanntes Vorhofflimmern hatten und keine Blutgerinnungshemmer einnahmen. 31 Prozent der Teilnehmer waren Frauen. Die Teilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip einer sechsmonatigen digitalen oder konventionellen Screening-Strategie für Vorhofflimmern zugewiesen.

Die Studiengruppe für das digitale Screening lud sich eine zertifizierte App auf ihr Smartphone herunter, die Pulswellenunregelmäßigkeiten mit dem Photoplethysmographiesensor (PPG) des Telefons misst. Um eine einminütige Messung zu starten, legten die Teilnehmer ihren Finger auf die Kamera des Smartphones. Waren die Ergebnisse auffällig, erhielten die Teilnehmer ein Pflaster, mit dem sie ein 14-tägigen EKG aufzeichneten, das die Forschenden anschließend auswerteten. Die ausgewerteten Ergebnisse schickten die Wissenschaftler an die Teilnehmer und baten sie, sich an ihren Hausarzt zu wenden, der die Behandlungsentscheidung traf und nicht an der Studie beteiligt war.

Die Wissenschaftler stellten in ihrer Studie fest, dass das digitale Screening von älteren Menschen gut angenommen wurde, sie tendenziell sogar mehr Messungen mithilfe des Smartphones durchführten als jüngere Studienteilnehmer. Die erhobenen digitalen Daten waren an sich bereits aussagekräftig für den weiteren Verlauf, da sie schwere Komplikationen, wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle, vorhersagten.

Publikation: Smartphone-based screening for atrial fibrillation: a pragmatic randomized clinical trial. Nature Medicine (2022)

 Quelle: Pressemitteilung der European Society of Cardiology