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Einsatz von bestimmten Antikörpern bei Patienten mit kardiogenem Schock zeigt in klinischer Studie keinen Nutzen


Die Überlebenschancen für Patienten mit einem kardiogenen Schock nach einem Herzinfarkt sind schlecht - Wissenschaftler suchen nach geeigneten Behandlungsmethoden. | © lassedesignen - stock.adobe.com


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Die Behandlung von Patientinnen und Patienten mit dem Antikörper Adrecizumab nach einem kardiogenen Schock ist ohne klinischen Nutzen. Vielversprechende Ergebnisse aus vorherigen Studien konnten im klinischen Test mit 150 Studienteilnehmern nicht weiter untermauert werden. Die Studie wurde im Fachmagazin The Lancet Respiratory Medicine veröffentlicht.

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Der kardiogene Schock entsteht häufig infolge eines akuten Herzinfarkts und bedeutet eine lebensbedrohliche Komplikation. Es kommt zu einem plötzlichen Herzversagen, der Muskel ist nicht mehr in der Lage, ausreichend Blut in die Peripherie zu pumpen. An der Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) nahmen 150 Patientinnen und Patienten teil. Innerhalb von 48 Stunden nach einem kardiogenen Schock wurden sie mit dem Antikörper Adrecizumab behandelt.

„Der Antikörper wurde gut vertragen und das Nebenwirkungsprofil glich dem des Placebos. Allerdings konnten weder das Überleben nach 30 oder 90 Tagen gegenüber einer Placebobehandlung verbessert werden, noch ließ sich die Dauer der benötigten kardiovaskulären Unterstützungssysteme innerhalb des ersten Monats statistisch signifikant reduzieren. Positiv zu werten ist, dass biomarkergesteuerte Subanalysen auf Patientenuntergruppen hinweisen, die von der Therapie profitieren könnten“, fasst DZHK-Wissenschaftler und Priv.-Doz. Dr. Dr. Mahir Karakas vom UKE zusammen. Die Mortalitätsrate im kardiogenen Schock liege bei bis zu 50 Prozent, so der Wissenschaftler. Pro Jahr, so Karakas, würden etwa 70.000 Fälle mit kardiogenem Schock aus Europa und bis zu 50.000 Fälle aus den USA berichtet.

Adrecizumab war in einer vorherigen Studie effektiv bei der Behandlung des septischen Schocks. Experimentelle Daten hatten zudem gezeigt, dass dieser Antikörper über erhöhte Adrenomedullin-Spiegel im akuten Myokardinfarkt entzündungshemmend wirkt, das Überleben der Kardiomyozyten fördert und den programmierten Zelltod verhindert. Die Studie fand jedoch keinen Vorteil von Adrecizumab.

„Trotz der formal negativen Ergebnisse ist es von großer Relevanz, dass solche kontrollierten, multizentrischen Studien durchgeführt werden, um neue Erkenntnisse zu gewinnen“, ergänzt Prof. Dr. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin. An der jetzt beendeten ACCOST-HH-Studie waren mehrere DZHK-Zentren beteiligt.


Publikation:
Karakas et. al. Single-dose of adrecizumab versus placebo in acute cardiogenic shock (ACCOST-HH): an investigator-initiated, randomised, double-blinded, placebo-controlled, multicentre trial. The Lancet Respiratory Medicine. 2021. DOI: https://doi.org/10.1016/S2213-2600(21)00439-

Quelle: Pressemitteilung Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)